58 Zweite Periode der Neuzeit. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. 94.
1679. mute er 1679 nach dem Willen Ludwigsxiv. den Schweden ihre deutschen Besitzungen zurckgeben.*)
Dazu war eine andere Krnkung gekommen: der Kaiser hatte die erledigten schleichen Frstentmer Brieg, Liegnitz und Wohlau, auf die Brandenburg Erbansprche zustanden ( 88, 2), fr sterreich eingezogen.
2. Straburg. Es war somit kein Wunder, da dem grollenden Kurfrsten die Lust verging, fr Kaiser und Reich einzutreten, und er ruhig zusah, wie der Franzosenknig die Schwche des Reiches benutzte, um unter dem Namen Reunionen neue Erwerbungen" zu machen. Um einen Rechtsvorwand zu haben, lie nmlich Ludwig Xiv. untersuchen, welche Landesteile frher zu den im Westflischen Frieden an Frankreich abgetretenen Gebieten gehrt htten, und nahm auf Grund dieser Untersuchungen die elsssischen reichsunmittelbaren Städte und andere Gebiete einfach weg. Die bedeutendste und fr das Reich wichtigste dieser Besitzungen war die Reichsstadt Strabrg, die durch ein starkes
1681. franzsisches Heer unter Louvois 1681 zur bergabe gezwungen wurde. Der Kaiser und der Reichstag (in ?) uerten ihre Entrstung nur in Worten.**)
3. Wien. Als sich aber die Trken, von Lndwig Xiv. ermuntert und von aufstndischen Ungarn untersttzt, in Bewegung setzten, um mit einem Hauptschlage die habsburgische Macht zu vernichten, zgerte Kur-frst Friedrich Wilhelm nicht, dem Kaiser seine Hilfe anzubieten man wies in Wien das Anerbieten dankend zurck. Das vom Kaiser verlassene, von mehr als 200000 Trken belagerte Wien wre trotz heldenmtiger Verteidigung unter Rdiger von Starhemberg verloren gewesen, wenn nicht der Herzog Karl von Lothringen, der sterreichischer General war, und andere deutsche Fürsten, denen sich der Polenknig Johann Sobieski mit seinen Truppen anschlo, ein Entsatzheer herbeigefhrt
1683. und die Trken vor den Mauern von Wien 1683 in die Flucht geschlagen htten.
Von da an behielten die sterreicher, untersttzt von Brandenburgern und anderen Reichstruppen, die Oberhand gegen die Trken und gewannen den grten Teil von Ungarn zurck. Unter den Fhrern ragt Prinz Eugen vonsavoyen hervor, sterreichs grter Feldherr, den Ludwig Xiv. verschmht hatte.
4. Das Edikt von Potsdam. Der franzsische Selbstherrscher er-trug es nicht, da ein Teil seiner Untertanen ein anderes Glaubens-bekenntnis hatte als er. Als Lockungen und Gewaltmaregeln (Dra-
1685. gonaden") nichts fruchteten, hob er 1685 das Edikt von Nantes aus.
*) Auf eine Denkmnze lie er die lateinischen Worte Vergils prgen: Einst wird uns ein Rcher erstehen aus unserer Asche."
**) Karl V. hatte anders gedacht: Wenn der Türke vor Wien stnde und der Franzose vor Straburg, ich wrde zuerst dem bedrohten Straburg beispringen."
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Extrahierte Personennamen: Straburg Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Starhemberg Karl_von_Lothringen Karl Johann_Sobieski Johann Eugen Eugen Ludwig_Xiv Ludwig Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Brieg Liegnitz Brandenburg_Erbansprche Westflischen Frankreich Wien Ungarn Wien Wien Ungarn Potsdam Nantes Wien
34 Erste Periode der Neuzeit. Die Zeit der Religionskmpfe. 84.
3. Der Westflische Friede, 1648. Das allgemeine Friedensbedrf-1641. nis des Volkes veranlate 1641 die Mchte, Friedensverhandlungen zu beginnen. Der Kaiser Ferdinand Iii. (16371657) neigte zum Frieden; aber durch die hohen Forderungen der Fremden wurde der Ab-1644. schlu der Verhandlungen immer wieder hinausgeschoben. Seit 1644 verhandelten in Mnster die kaiserlichen Gesandten mit Frankreich, in Osnabrck die kaiserlichen und die der Liga mit den Schweden und den deutschen Protestanten, und nach Erledigung der uerlichkeiten (z. B. Streitigkeiten der Titel und Rang, der die Pltze in der Kirche und der die Frmlichkeiten beim Empfang) nahmen die Verhandlungen 1645 einen ernsteren Charakter an. Unterdessen dauerte der greuelvolle Krieg, in dem jeder noch einen Erfolg zu erringen hoffte, ohne Unterbrechung 1648. fort, bis er endlich 1648 mit der Unterzeichnung der Friedensprotokolle aufhrte.8) Sie enthielten Bestimmungen der Gebietsvernderungen, der die Rechte der Bekenntnisse und der die Verfassung des Reiches. Die wichtigsten sind folgende (vgl. auch 69 und 80, 3, b):
a) Frankreich erhielt das sterreichische Elsa.
b) Schweden erhielt Vorpommern (mit Stettin, Usedom, Wollin und Rgen), Wismar und die Bistmer Bremen (ohne die Stadt) und Verden.
c) Brandenburg erhielt Hinterpommern und zur Entschdigung fr Vorpommern die Bistmer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin.
d) Der Sohn des Winterknigs", Karl Ludwig, erhielt die Rhein-Pfalz mit der neu geschaffenen achten Kurwrde, während Maximilian von Bayern die Oberpfalz behielt.
e) Die Gleichberechtigung der christlichen Bekenntnisse (ein-schlielich des reformierten) wurde anerkannt.
f) Die tatschlich schon vorhandene Unabhngigkeit der Reichs-stnde wurde festgesetzt. Jeder konnte nach Belieben Bndnisse schlieen und Krieg führen, nur nicht gegen Kaiser und Reich.
84. Deutsche Zustnde während des groen Krieges.
1. Das Soldatenleben, a) Zusammensetzung der Heere. Die Heere bestanden aus Sldnern; da aber bald Geldmangel eintrat, lie man die Truppen sich selbst ernhren durch Erpressung und Plnderung (vgl. Wallenstein). Der oberste Kriegsherr oder Generalissimus warb seine Obersten, diese ihre Regimenter und die Hauptleute fr die einzelnen Fhnlein. Fast aus allen Vlkern Europas strmten Krieger herbei, und in den einzelnen Heeren waren die verschiedensten Nationen und Bekenntnisse vertreten. Viele zogen mit Weib und Kini) ins Feld. Gefiel es dem Soldaten nicht mehr in seinem Heere, so lief er zu einem andern der.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Iii Ferdinand Elsa Karl_Ludwig Karl Ludwig Maximilian_von_Bayern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Osnabrck Schweden Frankreich Schweden Stettin Wollin Wismar Brandenburg Hinterpommern Halberstadt Minden Rhein-Pfalz Europas
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Kleines Lehrbuch
der
Keschichte
fr die
Oberstufe hherer Mdchenschulen und fr Lthrerinnenseminare.
Nach dem preuischen Lehrplan vom 31. Mai 1894
bearbeitet von
Urof. Dr. H. Christensen,
Oberlehrer an der stdtischen hheren Mdchenschule zu Mlhausen i. E.
In drei heften.
Heft 2. j ott der Vlkerwandrung bis )um Westflischen Frieden.
Ausgabe A. Fr evangelische Schulen.
Mit 59 Abbildungen in Sckwarzdrnck und 4 Karten in Farbendruck.
Dritte, durchgesehene Auflage,
gedruckt in der neuen deutschen Rechtschreibung.
Leipzig,
Ferdinand Hirt & Sohn. 1902.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: H._Christensen Ferdinand_Hirt Ferdinand
70. Deutsche Zustnde während des groen Krieges.
79
b) Schweden erhielt Vorpommern, Wismar und die Bistmer Bremen (ohne die Stadt) und Verden.
c) Brandenburg erhielt Hinterpommern und zur Entschdigung fr Vorpommern die Bistmer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin.
d) Der Sohn des Winterknigs". Karl Ludwig, erhielt die Rhein-Pfalz mit der neugeschaffenen achten Kurwrde, während Maximilian von Bayern die Oberpfalz behielt.
e) Die Gleichberechtigung der christlichen Konfessionen wurde anerkannt.
f) Die tatschlich schon vorhandene Unabhngigkeit der Reichs-stnde wurde festgesetzt. Jeder konnte nach Belieben Bndnisse schlieen und Krieg führen, nur nicht gegen Kaiser und Reich.
70. Deutscht Zustnde während des groen Krieges.
Das Soldatenleben, a) Znsammensetzung der Heere. Die Heere bestanden aus Sldnern; da aber bald Geldmangel eintrat, lie man die Truppen sich selbst ernhren durch Erpressung und Plnderung (vergl. Wallenstein). Der Feldherr warb seine Obersten, diese ihre Regimenter und die Hauptleute fr die einzelnen Fhnlein. Fast aus allen Vlkern Europas strmten Krieger herbei, und in den einzelnen Heeren waren die verschiedensten Nationen und Konfessionen vertreten. Viele zogen mit Weib und Kind ins Feld. Geftel es dem Soldaten nicht mehr in seinem Heere, so lief er zu einem anderen der.
b) Sitten. Bei der allgemeinen Nichtachtung fremden Eigentums kamen viele rasch zu groem Reichtum, der ebenso schnell verprat wurde, und mit der Habgier wuchsen alle uuedlen Triebe; Zerstrungswut, Mordlust und teuflische Grausamkeit waren gng und gbe. Zum Schutz gegen die Gefahren des Krieges wurde die Kunst, durch Zauber sich fest" oder gefroren" zu machen, angewandt; man trug Passauer Zettel,*) Hexenkruter, Amulette u.dgl. Bei Vornehmeren war die Sterndeutern beliebt.
2. Die Bauern, a) Am Anfange des Krieges. Deutschland galt als ein reiches Land, und sogar die Bauern hatten wieder einen gewissen Wohlstand erlangt. Schulen gab es fast in allen Kirchdrfern.
b) Whrend des Krieges. Mit der Verschlechterung des Geldes durch die Kipper und Wippet",**) dem Steigen der Preise, Ein-quartierungen und Lieferungen fingen die Leiden an. Durchziehende Soldaten mihandelten oder tteten den Bauern und seine Familie, raubten die Habe und verbrannten das Haus. Daher versteckten die
*) Sie hatten die Inschrift: Teufel, hilf mir, Leib und Seele gel?' ich dir."
**) Kippen = beschneiden; wippen = wgen.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Ludwig Karl Ludwig Maximilian_von_Bayern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Wismar Brandenburg Hinterpommern Halberstadt Minden Rhein-Pfalz Europas Deutschland